Mein Liebster Hajo ist am 6. September 2010 ganz plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Vier Jahre habe ich ihn durch eine schwere Depression begleitet. Der Abschied fällt mir so schwer. Doch das Schreiben erleichtert mich und lässt mich ihm immer wieder nah sein.


Samstag, 27. November 2010

Deine Dinge

Mein lieber Hajo,

so sah es nach Deiner Beerdigung aus, als ich mit meiner Schwester all Deine Dinge sortiert habe, die Dir Zeit Deines Lebens so wichtig waren. Viele davon hast Du immer bei Dir getragen.

Dein Zimmer ist nun Esszimmer geworden, es sieht wunderschön aus, ich glaube, es würde Dir auch gefallen. Deine Dinge habe ich nun auf ein Regal gestellt oder in einen Karton getan, einiges habe ich Deiner Schwester geschickt. Immer wieder betrachte ich mir etwas davon und dann versuche ich den Tod zu begreifen. Diese Dinge Hajo, die haben alle noch eine Bedeutung durch Dich. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Weißt Du, man glaubt ja, wenn jemand tot ist, dann ist er nicht mehr da. Aber ich weiß nun, dass das nicht stimmt. Es ist immer noch etwas da.

Und diese Dinge von Dir, die erinnern mich daran, die lassen Dich da sein. Die Bedeutung ist nicht weg. Vieles war Dir sehr wichtig und dieses wichtig sein, das ist immer noch da. Ich kann das nicht beschreiben, es ist eben so ein Gefühl und es ist ganz stark.

Hier hat sich ja nun fast alles verändert, einiges grundlegend, aber Deine schwarze Lederjacke, an der Du so gehangen hast, die hängt immer noch über dem Stuhl, ich weiß nicht, wo ich sie hintun soll, der Stuhl ist schon die richtige Stelle.

Ich bin sehr traurig Hajo, aber ich bin froh, dass ich Dir hier schreiben kann. Du fehlst mir so sehr. Und ich musste damit irgendwo hin, ich musste es los werden, sonst hätte mich der Schmerz in die Knie gezwungen.

Gute Nacht Liebster!

Donnerstag, 25. November 2010

unser Weihnachten naht

Lieber Hajo, nun ist bald Weihnachten und ich fange an, unser Haus zu schmücken. Du weißt ja, wie viel Freude mir das immer bereitet. Ich weiß noch, wie Du hier eingezogen bist, wie wir uns gemeinsam auf unser erstes Weihnachtsfest freuten und Du mir erzählt hast, wie gerne Du dieses Fest magst und wie oft Du es alleine in Hamburg verbracht hast. Und doch immer eine Freude hattest.

Wir haben es uns Weihnachten hier immer gemütlich gemacht. Immer. Wir haben beide dieses Fest geliebt. Und als dann Deine Krankheit kam, da verschwand so langsam die Freude aus Deinem Herzen. Da kam eine Schwere, die uns beide viel Kraft kostete. Und dennoch haben wir Weihnachten gefeiert, immer mit einer Flugente vom Carlsplatz. Und handgemachten Klößen. Jedes Jahr, Du wolltest nichts anderes.

Ich denke an unsere Tannenbäume, ich musste sie doch immer schmücken, das sei meine Aufgabe, so hast Du beschieden und Dich ums Essen gekümmert.

Dieses Jahr, Hajo, wird hier das erste mal kein Tannenbaum stehen. Ich werde nicht da sein. Ohne Dich halte ich es hier nicht aus. Also fahre ich fort. Meine Schwester kommt und wir besuchen gemeinsam die Eltern. Ich werde nicht, wie all die Jahre zuvor, morgens, vor dem Schmücken des Baumes, an das Grab meiner Großeltern fahren, werde mich dort nicht an die Weihnachten meiner Kindheit erinnern, nicht ihre Stimmen hören und das Klappern des Geschirrs, wenn Oma das Festessen vorbereitete.

Das erste Mal nach so vielen Jahren. Mir ist schwer ums Herz, Hajo, Weihnachten ohne Dich, unser geliebtes gemeinsames Weihnachten.

Das erste Mal ohne Dich. Und ich will es noch gar nicht begreifen.

Mittwoch, 24. November 2010

Aber Hajo, mein Liebster,

natürlich verzeihe ich Dir!! Ich weiß doch, wie schlecht es Dir ging, ich habe es doch täglich gesehen. Wie gerne hätte ich Dir geholfen, wie gerne hätte ich für Dich alles wieder heil gemacht, aber es ging ja nicht. Und natürlich weiß ich auch, dass Du um die Last wusstest, die Du mir aufgebürdet hast. Die Dunkelheit, die Dich umgab und aus der Du keinen Ausweg mehr gesehen hast. Ich weiß das alles, Hajo, und ich trage Dir nichts nach. Leben ist nicht immer Sonnenschein und Liebe heißt auch tragen können. Schweres wie Leichtes. Ich wünschte nur, Du hättest den Mut gehabt, mit mir über alles zu reden.

Dein jähes Ende, auch wenn es durch Deine schwere Krankheit vorgezeichnet war, ist mir immer noch unvorstellbar. Mir ist oft, als seiest Du noch da. Und ich denke so oft, das muss ich jetzt Hajo erzählen... und dann merke ich wieder einmal mehr, dass Du mir so fehlst.

Im Haus hat sich jetzt so vieles verändert, unser Freund Felix ist eingezogen, so wie wir es ja abgemacht hatten, und er stand genauso fassungslos vor Deinem plötzlichen Tod wie ich es tat und immer noch tue. Es ist so ein großer Schmerz in mir, auch wenn ich weiß, dass es Dir jetzt besser geht. Da, wo Du bist, musst Du nicht mehr leiden.

Ich gehe jetzt schlafen, Hajo, ich weiß nicht, ob man da, wo Du jetzt bist, auch schlafen geht, aber ich sage Dir dennoch gute Nacht.

Ich liebe Dich!

Dienstag, 23. November 2010

Lieber Hajo,

ich habe mich entschlossen, Dir auf diesem Weg zu schreiben, auch wenn ich weiß, dass Du mir keine Antwort senden wirst, jedenfalls nicht so. Aber ich muss mit Dir reden, ich weiß nicht wohin mit meiner Sehnsucht nach Dir und darum schreibe ich Dir.

Du fehlst mir so sehr. Der Abschied von Dir war nicht leicht für mich. Aber später mehr, ich wollte mich nur mal melden. Damit Du siehst, wie sehr ich an Dich denke. Vielleicht gibt es im Himmel ja auch Internet ;-))))