Mein Liebster Hajo ist am 6. September 2010 ganz plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Vier Jahre habe ich ihn durch eine schwere Depression begleitet. Der Abschied fällt mir so schwer. Doch das Schreiben erleichtert mich und lässt mich ihm immer wieder nah sein.


Montag, 28. November 2011

Weihnachten naht

Weihnachten steht vor der Türe, das zweite Weihnachtsfest ohne Dich. Wir haben Weihnachten immer so gerne gefeiert, unsere ersten gemeinsamen Feste, Hajo, ich werde mich immer mit einem Gefühl der tiefen Liebe daran erinnern. Und genau dann, wenn ich daran denke, wenn ich die wunderschönen Stunden nachfühle, dann fehlst Du mir so sehr. Die Zeit der gemeinsamen Vorbereitung, was kochen wir, welche Farbe sollen die Kugeln am Baum haben, was müssen wir noch besorgen... das hat uns beiden so viel Freude bereitet.

Diese Zeit ist vorbei, Hajo, ich werde meinen Weg alleine weiter gehen. Derzeit ist der Weg noch schwer und steinig, aber es kommen auch wieder bessere Tage. Ich war so gerne mit Dir zusammen, wir waren so gerne beieinander, davon musste ich nun Abschied nehmen. Es fällt mir noch oft sehr schwer.

Und nun ist bald wieder Weihnachten.

Dienstag, 22. November 2011

Trauer ändert sich

Heute war ich zu meiner ersten Blutkontrolle nach Chemobeginn, es war ein netter Termin, weil die Blutabnehmerin eine ausgesprochen fröhliche und liebe Person ist, wir haben uns gut unterhalten. Darum fuhr ich auch zufrieden nach Hause und frühstückte in der neuen Küche. Und las Zeitung. Ein Bericht über einen deutschen Koch, der seit mehr als 20 Jahren seine drei Sterne verteidigt, was wohl einzigartig ist in der Kochwelt. Wie auch immer, ich las über Gerichte, über Alteingesessensein, über... und auf einmal erschienst Du vor meinem geistigen Auge, unsere gemeinsamen Restaurantbesuche in der Pfalz. Und ich merkte, wie sich die Trauer verändert. Sie wird tiefer. Es ist wie ein Stachel, der weh tut. Er dringt in die Haut ein, es entzündet sich alles, es schmerzt fürchterlich und es ist akkut. Das ist der Anfang der Trauer. Der hält sich Monate, Jahre, je nachdem.

Und irgendwann dann ist die Entzündung weg. Das Akkute ist weg. Aber der Stachel sitzt tief, so tief, wie er nie saß, und er wird für immer bleiben. Die Entzündungsschmerzen sind nicht mehr da, nur das Gefühl des unendlichen Verlustes.

Es ist eine tiefe, tiefe Trauer. Es ist ein tiefer unendlicher Schmerz, der einfach da ist.

Ich kann wieder lachen, Hajo, ich erfreue mich an meinem neuen Haus, an all den renovierten Dingen, an meinem fleißigen Mitbewohner, unseren guten Freund, ich bin wieder gerne unter Leuten, ich liebe mein Leben trotz oder wegen des Krebses, der ja nun rausoperiert wurde. Auch die Chemo kann dem nicht viel anhaben. Die Trauer um Dich ist ein fester Bestandteil geworden, es ist nichts Erschreckendes mehr, es ist ein Teil von mir. Aber die Tiefe dieser Trauer, diese unendliche Tiefe, die spüre ich erst jetzt.

Freitag, 11. November 2011

Novembergedanken

Lieber Hajo, wir waren wieder an Deinem Grab, der kleine Muxi und ich, es ist November und die Stimmungen sind etwas gedrückt. Ich muss mich einer oft nicht leichten Krebsnachbehandlung unterziehen und gerade jetzt fehlst Du mir so furchtbar.

Ich bin froh, dass Du das alles nicht mehr miterleben musst, weiß ich doch um Deine Angst der letzten Monate, dass ich ausfallen könnte und Dir nicht mehr helfen. Und doch, wie gerne würde ich mich jetzt einfach zu Dir setzen und trösten lassen. Ich vermisse Dich so sehr, gerade jetzt, wo auch die Vorweihnachtszeit kommt, die uns immer so gefallen hat.

Du bist über ein Jahr tot, Hajo, und doch habe ich oft Situationen, wo ich völlig ungläubig bin, dass Du nicht mehr da bist. Immer noch, es gibt immer noch Augenblicke, wo ich denke, gleich geht die Tür auf und der Hajo ist wieder da!! Ich vermisse Dich so.

Mittwoch, 2. November 2011

Deine Leidenschaft für Pilze

Heute war ich mit meiner Freundin und den Hunden im Neandertal unterwegs und ich habe Fotos gemacht, auch von diesen Pilzen. Meine Freundin, unsere Hundefrau, mit der Du an Deinem Sterbetag noch so lange geredet hast, fragte mich, ob man diese Pilze wohl essen könne. Und ich erzählte ihr, dass Du ein Pilzkenner gewesen seiest und sicherlich wüsstest, ob sie genießbar seien.

Ach Hajo, Du fehlst mir so. Ich denke so oft an Dich dieser Tage, in so vielen alltäglichen Kleinigkeiten bemerke ich Dein Fehlen. Über ein Jahr bist Du nun tot und ich kann es immer noch nicht wirklich begreifen.

Kann man die Pilze nun essen oder nicht?