Mein Liebster Hajo ist am 6. September 2010 ganz plötzlich an einer Lungenembolie gestorben. Vier Jahre habe ich ihn durch eine schwere Depression begleitet. Der Abschied fällt mir so schwer. Doch das Schreiben erleichtert mich und lässt mich ihm immer wieder nah sein.


Samstag, 22. September 2012

Erinnerungen

Gestern kam ich nach Hause, da stand ein paar Häuser weiter mit dem Rücken zu mir ein älterer Mann in einer Lederjacke. Ich habe sofort an Dich gedacht und es war mir, als seiest Du da. Als bräuchte ich Dich nur rufen und der Mann würde sich umdrehen und das wärest Du.

Zwei Jahre bist Du nun nicht mehr an meiner Seite und doch habe ich immer wieder und immer noch das Gefühl, es sei erst gestern gewesen, als ich Dich das letzte Mal sah.

Ich spüre noch so viel Verbundenheit mit Dir.

Montag, 10. September 2012

genau so

 
Genauso wollte Hajo es haben. Ein halbes Jahr vor seinem Tod sagte er mir, auf sein Grab solle ein Holzkreuz und das solle verwittern, so wie alles in der Natur verwittere. Und so ist es nun. Viel lieber hätte ich einen schönen kleinen Stein, aber das wollte er nicht. Es sollte ein Holzkreuz sein. Nun denn. Er hat es sich gewünscht.


Donnerstag, 6. September 2012

Abschied

Heute vor zwei Jahren Hajo, da hast Du mich von der Bahn abgeholt, Du sahst so schlecht aus, ich machte mir Sorgen. Das Einkaufen war dennoch lustig, wir hatten Spaß und dann ging alles sehr schnell. Der Krankenwagen brauste mit Blaulicht und Martinshorn davon und ich sah Dich lebend nur noch einmal kurz, als sie Dich auf die Intensivstation verlegten. Ob Du da wirklich noch gelebt hast, vermag ich nicht zu sagen. Nicht lange danach warst Du wirklich tot und ich musste Dich gehen lassen.


Habe Dir heute Blumen ans Grab gebracht.

Und dann habe ich an mein Gespräch heute Morgen mit der Psychoonkologin gedacht, dass ich das Gefühl habe, ich müsste Dich jetzt ganz gehen lassen, und dann fiel mir der Film ein, den Du so gerne gesehen hast, Nachricht von Sam, und wie lange Du nach der Musik gesucht hast und dann endlich fündig geworden bist, das Stück ist von den Righteous Brothers "Unchained Melody". Dort ist dieser Sam auch tot und doch da und rettet seine Freundin und dann geht er für immer von ihr. Mit eben diesem Lied.

Auch Du gehst jetzt für immer fort. Mein Leben wird für immer ohne Dich sein.

Lebe wohl Liebster!

Dienstag, 21. August 2012

Vergangenheit

Lieber Hajo, derzeit träume ich viel von Dir, und zwar von Dir, als Du gesund warst, von der schönen Zeit, die ich mit Dir hatte, von den Urlauben, die wir genossen haben.

Du konntest so lustig und so frech sein, so kraftvoll widerborstig und fröhlich. Ich habe Deine Art gemocht. Wir kamen gut miteinander aus.

Heute habe ich Deinen Nudeltopf abgegeben, es ist mir gar nicht mehr schwer gefallen.

Ich kann mich jetzt von diesen alten Dingen trennen, es kommt mir nicht mehr wie Verrat vor. Und doch fehlst Du mir.

Mittwoch, 18. Juli 2012

abgegeben

Ach Hajo, ich habe mich wieder von etwas getrennt, von Deiner Lederjacke, die immer noch über dem Stuhl im Esszimmer hing. Ich habe sie einem alten Mann gegeben, der selber nicht genug Geld hat für sowas und der eine wetterfeste Jacke brauchte.

Sie ist nun gut aufgehoben, aber sie ist nicht mehr bei mir. Es ist, als würde ich damit zugeben, dass Du tot bist, unwiderruflich.

Ich weiß, dass Du tot bist. Ich weiß es seit fast zwei Jahren. Und doch, es fällt mir schwer. Immer noch und immer wieder. Vermisse ich Dich.

Donnerstag, 31. Mai 2012

Dinge von früher

Beim aufräumen ist mir dieser Multitester in die Hände gefallen, er ist von Anfang der 60er Jahre und ich weiß, wie sehr Du an diesem Ding gehangen hast. Nun kann ich es leider nicht bedienen, die Bedienungsanleitung ist in Italienisch und das kann ich nicht. Wie gerne hast Du damit alles mögliche durchgemessen und mir mit leuchtenden Augen davon erzählt.

Vorbei.

Mir fällt es immer noch schwer, wenn ich daran denke, dass diese Dinge nun keine Bedeutung mehr haben. Nur meine Erinnerung an Dich lässt sie noch ein wenig aufleben.

Ich verstehe es immer noch nicht, die Zeit heilt Wunden, das mag sein. Aber es ist und bleibt unfassbar für mich. Du bist so präsent, als seist Du hier, ganz in meiner Nähe.

Abschied ist schwer.

Dienstag, 15. Mai 2012

hell und dunkel

In meinem Zimmer ist eine Stelle, die ist für meine Gedanken an Dich, für meine Erinnerungen und auch oft für ein stilles Gebet. Ein paar Dinge, die Dir wichtig waren, die Dich ausmachten, frische Blumen und ab und an brennen Kerzen. Es ist mein Eckchen für Dich, es ist eigentlich mehr für mich, damit ich Dich erinnere. Damit Du wenigstens ein klein Wenig zu meinem Alltag gehörst.

Draußen ist es regnerisch und trübe, es passt zu meiner Stimmung, zu meinen dunklen Gefühlen, die mich heute ergriffen haben. Es ist eine Trauer in mir, die Platz braucht und gelebt werden will. So viel ist auszuhalten derzeit, von so viel muss ich Abschied nehmen.

Manchmal fällt mir das leicht, die Sonne scheint und ich fühle mich vom Leben getragen. Doch es gibt auch Tage, da fällt es mir sehr schwer.

Zum Glück sind sie nicht so oft, diese dunklen Tage. Doch ich glaube, sie sind auch wichtig, weil es ohne dunkel kein hell gibt.

Und die hellen Stunden, Hajo, die wir hatten, trotz Krankheit, die kann uns keiner mehr nehmen.

Donnerstag, 10. Mai 2012

bei Dir

 
Unsere beiden Lieblinge liegen an Deinem Grab, wir besuchen es oft, dort ist ein Ort der Ruhe, an dem ich ungestört an Dich denken kann. Das Holzkreuz verwittert immer mehr, so wie Du es wolltest. Bald wird ein Ahornbäumchen Dein Grab schmücken, ich habe es mir ausgesucht.

Ich weiß nicht, Hajo, warum es so ist, aber derzeit bist Du mir sehr nahe, ich denke so oft an Dich und manchmal ist mir, als teilten wir einen Alltag, nur auf ganz anderen Ebenen. Du dort und ich hier. Ist es so?

Ich weiß es nicht, im Grunde ist es auch egal, ich fühle Dich. Ich vermisse Dich. Unsere schöne Zeit, vor Deiner Erkrankung. Hamburg. Unsere Reisen in die Pfalz. Unser kleines rotes Auto. Mein Herz geht auf, wenn ich an all das denke. Und es schmerzt, wenn mir bewusst wird, dass ich all das nicht mehr mit Dir teilen werde.

Aber ich habe es geteilt. Das kann uns niemand mehr nehmen.

Sonntag, 29. April 2012

mein wir und mein Schmerz

Gestern saß ich mit einer Freundin in der Sonne vor ihrem Haus und sah ein schönes Schild mit ihrem Namen und dem ihres Mannes, selbst gemacht, und wir sprachen darüber wie schön das ist und ich sagte "wir haben sowas auch" und auf einmal wurde mir klar, dass es kein wir mehr gibt und das war ein schlimmer Schmerz. All das, was wir war, ist Vergangenheit. Es spielt im Hier und Jetzt keine Rolle mehr, nur noch in meinen Erinnerungen.

Auf meinem Tisch steht ein Bild von Dir und daneben eine Vase mit einer Rose. Es stehen immer frische Blumen neben Deinen Dingen, die ich aufgehoben habe, weil ich mich nicht trennen kann. Dich loszulassen fällt mir so unendlich schwer. So unendlich. Ich liebe Dich.

Freitag, 20. April 2012

in dieser Zeit

 
Ich weiß nicht, Hajo, warum ich Dich ausgerechnet derzeit so sehr vermisse, aber es ist so. Immer wieder fehlst Du mir, in so vielen Alltagssituationen, in so vielen Erinnerungen, in so vielen Gefühlen und Gedanken. Du fehlst.

Wie oft haben wir in den Himmel geschaut und die alte Tante Ju bewundert, die weit über unseren Köpfen dunkel brummend dahinflog. Du hast dieses Flugzeug sehr gemocht und auch viel darüber gewusst. Und auch jetzt fliegt sie wieder über mir und ich vermisse Dich an meiner Seite.

Es waren schwere Jahre, Hajo, es ist immer noch eine schwere Zeit. Und nun muss ich in dieser Zeit auch noch den Schmerz des Vermissens aushalten.

Ich vermisse Dich so sehr.

Montag, 9. April 2012

Alltag ohne Dich

 
Wie lange ist das her, wann waren wir in Heidelberg und haben dort in einem bekannte Café in der Nähe der Neckarwiese gesessen und uns den Kuchen schmecken lassen? Es war vier Monate vor Deinem Tod, ich war da bereits krank und wusste es nicht, mit Deiner Krankheit mussten wir schon lange leben. Sie wurde immer schlimmer und das Leben fiel Dir immer schwerer. Ach Hajo, und wie schwer fällt mir das alles, wie schwer fällt mir immer noch und immer wieder der Abschied von Dir.

Ich kämpfe mich durch meinen Alltag, ein Alltag ohne Dich. Er wird nun immer ohne Dich sein, einen Umstand, den ich immer noch begreifen lernen muss. Sonderbar, je länger die Zeit verstreicht, desto mehr fehlst Du mir.

Mittwoch, 14. März 2012

Du fehlst mir so

Rudern zwei ein Boot,
der eine kundig der Sterne,
der andre kundig der Stürme,
wird der eine führ'n durch die Sterne,
wird der andre führ'n durch die Stürme,
und am Ende ganz am Ende
wird das Meer in der Erinnerung
blau sein !!!
Reiner Kunze in "Gepräch mit der Amsel"

Heute hatte ich die letzte Giftverklappung und nun bereite ich mich auf meine Heimreise vor. Es war eine anstregende Zeit, auch wenn sie gut war, sie war anstrengend. Und ich habe ein paar mal so heftig Deine Unterstützung vermisst, denn es gab eine Zeit, da hast Du mich durch die Stürme geführt und ich habe mich an Deiner Stärke festgehalten.

Ich weine um Dich.

Freitag, 2. März 2012

Festtage verstreichen


Mein Liebster Hajo, in den letzten Wochen waren einige Festtage, unser Hochzeitstag, mein Geburtstag und bald kommt Dein Geburtstag, wie im letzten Jahr, so bin ich auch jetzt nicht zu Hause und konnte und kann nicht an Dein Grab. Du bist mir grad jetzt in der schweren Zeit so oft so nahe. Meine Krankheit hat meinem Leben eine neue Richtung gegeben, so wie es Dein Tod auch getan hat.

Ich denke an Dich!

Donnerstag, 16. Februar 2012

noch länger

Liebster, ich bin immer noch im Wendland und es wird auch noch länger dauern als ich es gedacht habe. Einmal die Woche bekomme ich eine Ladung Gift, damit ich den Krebs überstehe und er weg bleibt für immer. So werde ich auch in diesem Jahr an Deinem Geburtstag nicht an Deinem Grab sein können, wie im letzten Jahr auch, was mir erneut sehr schwer fällt, aber es lässt sich nicht ändern, meine Gesundheit geht vor.

Du bist mir hier oben so oft so nah, Hajo, es ist immer noch eine große Unglaublichkeit in meinem Gedanken und Gefühlen, obwohl Du nun schon anderthalb Jahre tot bist.

Ich glaube, diese Unglaublichkeit wird ewig bleiben. Du fehlst mir so sehr.

Freitag, 20. Januar 2012

es dauert an


Dies ist meine Gedenk-Ecke an Dich, die ich schon lange lange eingerichtet habe. Ich bin derzeit zwar für drei Monate nicht zu Hause, aber all diese Dinge sind immer in meinen Gedanken. Gerade jetzt, wo ich mich meiner schweren Erkrankung stellen muss, fehlt mir Deine Zuwendung. Ich vermisse die Alltagsgedanken mit Dir, Hajo, unseren Alltag vermisse ich, diese Gemeinsamkeit. Die fehlt mir gerade jetzt unglaublich.

September 2010 hat mich Dein Tod und im September eine Jahr später eine schwere Krankheit aus meinem Leben hinauskatapultiert. Ich musste und muss so hart kämpfen, um mir wieder einen Alltag für mich aufzubauen, und ich kann es nur immer wieder feststellen, mit viel Trauer feststellen, wie sehr ich Dich vermisse.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Frohes neues Jahr!

Ich habe hineingeschlafen, ich war müde. Ich habe so viel auszuhalten derzeit.

Ich denke so oft an Dich!

So oft.